Noch 14 Wochen wird der Blog weitergeführt. Am 31. Dezember endet das Projekt „Weimar acht Uhr“. Für die letzten Wochen könnt Ihr mir Vorschläge schicken, wohin ich morgens gehen soll. Die E-mailadresse findet Ihr im Impressum. Oder Ihr geht mit Doppelklick auf die Überschrift hier. Dann gelangt Ihr zur Kommentarfunktion, die es, nebenbei gesagt, unter jedem einzelnen Eintrag auch gibt. Auch da könnt Ihr also Eure Vorschläge reinschreiben. Ich bin gespannt, wohin Ihr mich schicken werdet.
Gentrifizierungsgefahr – Allstedter Straße II
Wer hier wohnt, hat die einmalige Gelegenheit auf beinahe jeder Etage der Mondsucht zu frönen. Rasch kommt man den Monden im äußeren Treppenbereich nahe. Obwohl man für diese Art der Aufstiegsträume in Weimar nicht unbedingt mondsüchtig sein braucht. Aufstieg durch Wohnen kann in Weimar jeder schaffen. Oder gibt es jemanden, der sich das Wohnen in Hochhäusern in Nord und West nicht leisten kann? In New York und Frankfurt sieht das ganz anders aus. Wer wohnt da in Hochhausappartements? Superreiche! Ein Glück wissen die (noch) nicht, wie günstig das in Weimar ist, sonst wären wohl bald zwei Weimarer Stadtviertel von der Gentrifizierung bedroht.
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Kommunikationserfordernisse – Belvederer Allee
Politisch steht Grün für die Abschaffung vieler Grenzen. Zieht man dies in Betracht, wurde die Farbe am Zaun der Sporthalle Falkenburg missbraucht. Steht sie hier doch für eine radikale Abwehr unerwünschter nächtlicher Besucher. Zugleich aber könnte man die Farbgestaltung auch als Verbeugung vor der Natur in der Belvederer Allee sehen. Um zu begreifen, was dahinter steht, müsste man wissen, wer für die Farbwahl grünes Licht gegeben hat. Ansonsten wird man in der Bewertung auf keinen grünen Zweig kommen.
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Weltendorf – Bahnstraße
Platzen auf dem Bild die Eier eines Schweines? Oder spritzt das Schwein Milch aus seinem Euter? Rätselhafte Bildsprache ruft Neugierde hervor. War dies das Ziel das Firmengebäude beim Bäckergroßfilialisten zu besprühen? Im Zuge des Vordringens der Vegetarier- und Veganerbewegung und dem Zuzug vieler muslimischer Mitbürger dürfte dieses Graffiti allerdings eher auf deren Kaufverweigerunghaltung stoßen. Aber vielleicht ist es eigentlich eine aggressive Kampagne für eine Eliminierung des Schweines, kann es sich doch ohne Eier kaum noch fortpflanzen. Also wer glaubt, Guerillamarketing könnten nur Großstadtbewohner liegt falsch. Wir können das auch! Ein Hoch auf unser Weltendorf!
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Wehrbereitschaft – Heimfried
Frieden ist auf jeden Fall etwas ganz Essentielles. Auch im Heim. Und deshalb hat man sehr weitsichtig in dieser Straße bereits vorab auf eine mögliche Verteidigung des Friedens gesetzt. In keiner anderen Straße der Stadt liegen vor beinahe jedem Haus steinerne Kanonenkugeln. Und sie liegen auch nicht einfach nur unnütz herum, nein, sie dienen in den jetzigen Friedenszeiten recht dekorativ als Schmuckelement. Für den Verteidigungsfall müsste man jetzt nur noch wissen, wo sich das Gerät befindet, welches die Kugeln durch die Luft schießen kann. Irgendwo muss es sein, denn ein paar Kugeln sind schon verschwunden.
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Farbrausch – Otto-Braun-Straße
Eine Straße als Statement. Dem Straßennamen Braun hat man etwas entgegengesetzt und deshalb kann sich einem Farbrausch hingeben, wer hier entlangspaziert. Dabei war der Namensgeber Otto Braun kein Brauner, sondern ein Roter, ein SPD-Mann der Weimarer Republik. Was die Farbe im Innern der Häuser ist, bleibt das Geheimnis der Bewohner. Man kann hoffen, dass es ebenso bunt wie draußen und braun nicht vorhanden ist. Und damit ist – ganz klar – nicht das Interieur gemeint.
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Konsequenzmangel – Hänselweg
Geschwister hat man im Märchenviertel nicht getrennt. Deshalb trifft der Hänsel- auf den Gretelweg. Doch konsequenter hätte man mit der Benennung im Viertel schon sein können. Für Brüderchen und Schwesterchen beispielsweise hätte man eigentlich zu jeder Zeit Wege zur Benennung finden müssen. Schließlich wurden weder die DDR-Bürger(chen) einst vom großen Bruder Sowjetunion ernst genommen, noch die Ex-DDR-Bürger(chen) später von den Brüdern und Schwestern im Westen. Da könnte man den Menschen hier doch wenigstens die Genugtuung dieser Namensehrung geben. Aber gut: Sonnenaufgänge sind auch hier sehr schön. Märchenhaft schön.
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Gattungspflege – Gretelweg
Ja, auch im Märchenviertel wird um die Aufmerksamkeit der Kinder gebuhlt. Im Angebot sind Spielplätze, Rasenflächen und Bildschirme, auf denen sich das Blattwerk spiegelt. Ob das ausreicht, die heutigen Hänsels und Gretels hierher zu locken, weiß man nicht. Eine meditative Wirkung allerdings dürften diese spiegelnden Oberflächen haben. Vielleicht nutzen die Eltern ja mal dieses außergewöhnliche Bildschirmangebot. Die KInder könnten währenddessen das tatsächlich hinter dem Baum verrottende Grimmsche Märchenbuch entdecken. Aussterbende Gattungen wecken ja doch immer mal wieder das Interesse der Massen.
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Weihnachtsthron – Kromsdorferstraße
Weimar und seine Denkmäler. Momentan gibt es ein ganz Besonderes zu bestaunen: ein geschmückter Weihnachtsbaum auf einem Thron. Doch dieses dient nicht der Adoration dieses Symbols. Es ist ein nur peripher Ersatz für die zukünftige Adoration der Muskelkraft. Einen solchen Ort haben die Kletterer der Stadt lange gewünscht. Dass er nun mit dem Symbol des Wunscherfüllungsfestes gekrönt wird, zeigt definitiv Konsequenz. Denn auch wer da später hoch will, wird sie brauchen. Vielleicht aber sollten für weniger Willensstarke auch im Inneren Weihnachts-Accessoires angebracht werden: Nüsse, Äpfel, Schokola… – ach nee, letzteres besser nicht.
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„Wir schaffen das?“ – Ein Veranstaltungstipp
Ich nutze den Blog mal für einen Veranstaltungstipp. Denn Grundlage der Veranstaltung, die ich unbedingt empfehle, ist ein Werk meines Mannes Wolfgang, der mich auch für den Blog so oft schon unterstützt hat. Und damit Ihr Euch vorstellen könnt, wo das Stück spielt, seht Ihr hier ein Foto des Ortes, der Wolfgang die Inspiration für seine Flüchtlingssatire war.
Am Samstag, den 01. Oktober 2016 wird um 16:30 Uhr im Deutschen Nationaltheater Weimar eine szenische Lesung nach seinem Drehbuch „Wir schaffen das?“ uraufgeführt. Gelesen wird die gekürzte Fassung im Rahmen des Theaterfestes von sieben Schauspielern des Hauses. Der Eintritt ist frei, es findet auf der Studiobühne statt und dauert etwa eine Stunde. Wir freuen uns auf alle Besucher. Kommt!
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